
Das Zen von Kuro: Eine Zeitspanne
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In den ruhigen Ecken des Willow Blossom Dojo bereitete sich Kuro, der elegante schwarze Kater, der für seine anmutige Erscheinung bekannt ist, auf seine tägliche Übung vor. In einen fein gewebten Kimono gehüllt, der mit goldenen Ahornblättern geschmückt war, streckte er sich tief aus, seine Pfoten streckten sich nach vorne, seine Krallen strichen sanft über den polierten Holzboden. Ein einzelnes Kirschblütenblatt schwebte herab und blieb neben ihm liegen, als ob es seine heitere Hingabe ehren wollte.
Die Shoji-Schiebetüren des Dojos waren leicht geöffnet, so dass eine sanfte Brise den Duft blühender Glyzinien herüberwehte. Draußen vermischte sich das sanfte Summen der Zikaden mit dem fernen Gurgeln eines Baches. Doch Kuros Konzentration blieb ungebrochen. Sein Atem war gleichmäßig, seine Bewegungen bewusst. Dies war nicht nur eine Dehnung; es war ein Ritual, ein Moment der Harmonie zwischen Körper und Geist.
Die heutige Pose war als Shizuka no Tobi bekannt – der stille Sprung. Der Legende nach würde das Beherrschen dieser Pose die Beweglichkeit eines fallenden Blattes verleihen und es einem ermöglichen, sich zu bewegen, ohne auch nur die kleinste Welle in der Luft zu stören. Wochenlang hatte Kuro geübt und sein Gleichgewicht, seine Konzentration und seine Verbindung zur Energie, die durch alle Lebewesen fließt, verfeinert.
Während Kuro die Dehnung hielt, wanderten seine Gedanken zu den Lehren seines Sensei, eines alten Kranichs, der einst im Mondlicht auf heiligen Gipfeln getanzt hatte. „Die Stille zu meistern, heißt, die Bewegung zu meistern“, hatte Sensei Haku gesagt. „Die größten Sprünge kommen nicht von Kraft, sondern von Verständnis.“
Kuros Schwanz zuckte, eine kleine Anpassung, um sein Gleichgewicht zu halten. Er konnte die Energie des Dojos spüren, das Echo unzähliger Schüler, die durch seine Hallen gegangen waren. Jeder Pfotenschritt und jeder Atemzug schien mit seinem eigenen übereinzustimmen und ihn in der Gegenwart zu verankern. Langsam verlagerte er sein Gewicht und erhob sich anmutig aus seiner Streckung in eine gelassene Hocke. Das Blütenblatt neben ihm bewegte sich, hob sich aber nicht vom Boden.
Zufrieden trottete Kuro in die Ecke des Dojos, wo ein kleiner Altar stand. Darauf stand eine Tasse noch dampfender grüner Tee und ein einzelner, in ein Bambusblatt eingewickelter Reiskuchen. Dies waren Opfergaben an die Vorfahren des Dojos, eine Tradition, die Kuro nie verpasste. Er verneigte sich tief, sein Kimono umfloss ihn wie eine Tintenlache, bevor er sich auf ein Kissen setzte, um zu meditieren.
Als die Sonne tiefer sank und das Dojo in Bernstein- und Goldtöne tauchte, wurden Kuros Gedanken ruhig. Der Stille Sprung war noch nicht perfekt, aber er spürte die Wahrheit von Sensei Hakus Worten in seinem Herzen. Meisterschaft war kein Ziel, sondern eine Reise, eine Strecke und ein Atemzug nach dem anderen.
Draußen drehte sich die Welt weiter, doch innerhalb der Mauern des Willow Blossom Dojo schien die Zeit stillzustehen und Platz zu machen für eine schwarze Katze im Kimono, die in jeder Pose Frieden fand.