The Floating Teahouse

Das schwimmende Teehaus

Das schwimmende Teehaus

Tief in den nebelbedeckten Hügeln von Hanamura, wo selbst im Winter die Kirschblüten blühten, gab es einen Ort, der auf keiner Karte verzeichnet war. Er erschien nur in den Nächten des Vollmonds, wenn er lautlos über die spiegelnde Oberfläche des Suiren-Sees trieb – ein Teehaus, das schwebte, als würde es vom Wind getragen.

Aya, die Besitzerin des schwimmenden Teehauses, war eine schlanke silberfarbene getigerte Katze mit einem Fell, das so weich war wie der Morgennebel. Ihr Kimono, ein tiefes Mitternachtsblau, schimmerte im schwachen Glanz gestickter Sternbilder. Sie bewegte sich flüsternd, jeder Schritt so schwerelos wie ein fallendes Blütenblatt, und bereitete Tee für Reisende vor, die sich verirrt hatten.

Es hieß, dass diejenigen, die über das Teehaus stolperten, nie zufällig dort waren. Manche kamen müde an, belastet von Fragen, die sie nicht beantworten konnten. Andere suchten Zuflucht vor der Welt und sehnten sich nach einem Ort, der von der Zeit unberührt blieb. Und es gab jene, die kamen, um Geistern nachzujagen – Erinnerungen, die sie hinter sich lassen wollten, die aber im Spiegelbild des Wassers auf sie warteten.

Am ersten Vollmond des neuen Jahres kam ein Besucher ins Teehaus. Es war ein Kater mit orangefarbenem Fell, dessen Mantel an den Rändern ausgefranst war, und in seinen Augen lag die Last von etwas Unausgesprochenem. Aya begrüßte ihn mit einem stillen Nicken und deutete auf ein Kissen neben dem niedrigen Holztisch.

„Sie sind weit gereist“, murmelte sie und schenkte sich eine Tasse warmen Jasmintee ein. „Sagen Sie mir, was suchen Sie?“

Der Kater zögerte und starrte in den wirbelnden Dampf. „Ich habe meinen Namen vergessen“, gab er zu, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Ich erinnere mich an den Duft der Kiefern, die Wärme der Sonne auf dem Fluss, das Lachen von jemandem, den ich einmal kannte. Aber mein Name … ich habe ihn vergessen.“

Aya betrachtete ihn lange, bevor sie die Teekanne abstellte. „Namen sind nicht wirklich verloren“, sagte sie. „Nur verlegt, wie Sterne, die hinter Wolken verborgen sind. Vielleicht findest du deinen wieder, bevor die Nacht vorüber ist.“

Die Ohren des Katers zuckten, aber er sagte nichts. Er hob die Teetasse und nahm einen langsamen Schluck, während er die Wärme in sich aufsteigen ließ. Der zarte Duft von Jasmin wehte durch die Luft und verwob sich zwischen den Schatten seiner Gedanken.

Ein Geräusch – ein fernes Kräuseln auf dem Wasser – weckte etwas tief in seiner Erinnerung. Eine Stimme, die unter dem Blätterdach der Bäume lachte. Ein Versprechen, geflüstert am Flussufer.

Die Teetasse zitterte leicht in seiner Hand.

„Ich erinnere mich“, murmelte er. „Mein Name … er wurde mir von einer lieben Person gegeben. Ich dachte, er sei verloren, aber er war die ganze Zeit hier.“

Aya betrachtete ihn lange, bevor sie die Teekanne abstellte. „Namen sind nicht wirklich verloren“, sagte sie. „Nur verlegt, wie Sterne, die hinter Wolken verborgen sind. Vielleicht findest du deinen wieder, bevor die Nacht vorüber ist.“

Die Ohren des Katers zuckten, aber er sagte nichts. Er hob die Teetasse und nahm einen langsamen Schluck, während er die Wärme in sich aufsteigen ließ. Draußen blieb der See ruhig und reflektierte das blasse Licht des Mondes.

Lange Zeit sprach keiner von beiden. Das Teehaus war schon immer ein Ort gewesen, an dem Schweigen willkommen war, wo Fragen ihre Antworten nicht in Worten fanden, sondern in den Räumen zwischen ihnen.

Dann, als die letzte Kerze herunterflackerte, stellte der Kater seine leere Tasse ab. Ein leises Keuchen entwich seinen Lippen. „Ich erinnere mich“, murmelte er. „Mein Name … er wurde mir von einer lieben Person gegeben. Ich dachte, er sei verloren, aber er war die ganze Zeit hier.“

Ayas Gesichtsausdruck blieb undurchschaubar, doch in ihren Augen lag Wärme. „Dann bist du bereit zu gehen.“

Der Kater verbeugte sich tief, und seine Augen glänzten vor stiller Dankbarkeit. Als er hinaustrat, begann das Teehaus bereits zu verblassen, seine Gestalt löste sich im Nebel auf, als das erste Licht der Morgendämmerung die Oberfläche des Sees berührte.

Als die Sonne aufging, war vom schwimmenden Teehaus keine Spur mehr zu sehen. Nur die Wellen auf dem Wasser waren noch da und erzählten von einem Ort, der nur für diejenigen existierte, die ihn am meisten brauchten.

Und irgendwo, jenseits des Schleiers der gewöhnlichen Zeit, wartete das schwimmende Teehaus darauf, dass die nächste verlorene Seele ihren Weg fand.

Im schwindenden Nebel stand Aya allein und beobachtete, wie die letzten Reste der Nacht sich in die Morgendämmerung auflösten. Einen kurzen Moment lang lastete die Last unzähliger Geschichten auf ihr – Erinnerungen, die sie gesammelt hatte, Namen, die sie wiederhergestellt hatte, Lasten, die sie erleichtert hatte. Aber wie immer ließ sie sie los und ließ sie davontreiben wie herabgefallene Blütenblätter im Wind.

Vielleicht würde auch sie eines Tages finden, was sie verloren hatte.

Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas weicher, nur die Andeutung eines Lächelns erschien, bevor sie sich wieder ins Haus umdrehte und ihre Silhouette im schwachen Licht des Teehauses verschwand. Als sich der Nebel lichtete, war sie verschwunden und die Welt erinnerte sich nur noch an sie als ein weiteres Flüstern im Wind.

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