
Der Schatten des Bambushains
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Im Herzen des smaragdgrünen Bambuswaldes, unter dem wachsamen Blick eines alten Torii-Tors, saß eine einsame Gestalt schweigend auf einem moosbedeckten Stein. In die Dunkelheit der Nacht gehüllt, mit Augen wie zwei im Schatten glühende Glutstücke, wartete die schwarze Ninja-Katze namens Kuro auf ihren Moment.
Kuro war eine Legende, die unter den Dorfbewohnern am Fuße des Berges flüsterte. Geschichten über einen stillen Beschützer, der sich ungesehen bewegte, ein Schatten unter Schatten, hatten sich über Generationen entwickelt. Aber nur wenige kannten die Wahrheit. Kuro war nicht nur ein Mythos. Er war der letzte Wächter des Mitternachtsschreins und hatte geschworen, dessen Geheimnisse vor denen zu schützen, die sie missbrauchen würden.
Heute Nacht herrschte im Wald eine ungewöhnliche Spannung. Das zarte Summen der Zikaden war verstummt und wurde durch das leise Rascheln von Füßen ersetzt, die zu schwer für den weichen Boden des Hains waren. Eindringlinge waren gekommen und Kuros scharfe Ohren zuckten, als er ihre Schritte zählte. Drei von ihnen. Bewaffnet, unbeholfen und nach Gier stinkend.
Sie suchten das Herz des Schreins, einen Kristall, der die Kraft des ewigen Mondlichts in sich tragen soll – ein Schatz, der selbst die dunkelsten Nächte erhellen kann. In den falschen Händen könnte er die Welt ins Chaos stürzen. Kuros Schwanz zuckte, als er das Katana auf seinem Rücken zurechtrückte, dessen Klinge so scharf war wie seine Entschlossenheit.
Die Eindringlinge erreichten das Torii-Tor und zögerten. Sein uraltes Holz, umrankt von Moos und heiligen Amuletten, schien warnend zu pulsieren. „Es ist nur ein altes Tor“, murmelte einer von ihnen. „Verlieren Sie jetzt nicht die Nerven.“
Kuros gelbe Augen verengten sich. Sie hatten die Warnungen des Waldes ignoriert. Jetzt würden sie seinem Wächter gegenübertreten.
Mit einem lautlosen Sprung stieg Kuro von seinem Platz herab und landete lautlos hinter ihnen. Seine Bewegungen waren ein Tanz, jeder Schritt überlegt, jeder Schatten sein Verbündeter. Der erste Eindringling spürte nur einen Windstoß, bevor Kuros Pfote ihn präzise entwaffnete. Ein leises Knurren erklang von der Ninja-Katze, ein Geräusch, das die beiden anderen in ihrer Bewegung erstarren ließ.
„Was war das?“, flüsterte einer mit zitternder Stimme.
Bevor sie reagieren konnten, bewegte sich Kuro erneut. Er sprang vom Boden auf, sein Katana schimmerte kurz im Mondlicht, als es durch die Luft schnitt und das Seil durchtrennte, das einer der Männer getragen hatte. Die Werkzeuge der Eindringlinge fielen nutzlos zu Boden.
Panik brach aus. „Er ist es“, stammelte der Anführer. „Der Schattenwächter!“
Sie wandten sich zur Flucht, doch der Wald selbst schien sich gegen sie verschworen zu haben. Eine Laterne nach der anderen wurde angezündet und tauchte alte Steinstatuen und Bambusstäbe in ein unheimliches Licht. Die Eindringlinge stolperten über Wurzeln, die sich ihnen offenbar absichtlich in den Weg stellten. Kuros Silhouette flackerte ins Blickfeld und verschwand wieder, ein Phantom, das seine Beute jagte.
Als der letzte Eindringling nach Luft schnappend zu Boden ging, starrte er in Kuros durchdringende Augen. Der Ninja-Kater stand über ihm, sein Katana war in der Scheide, aber seine Präsenz war gebieterisch. Mit einer schnellen Bewegung legte Kuro eine Pfote auf die Brust des Mannes und drückte ihn zu Boden. Die Angst des Eindringlings verwandelte sich in Verwirrung, als Kuros andere Pfote sich ausstreckte und ihm ein Stück Pergament anbot.
„Verlasse diesen Ort“, stand auf der Notiz. „Und kehre nie wieder zurück.“
Der Mann nickte hektisch und rappelte sich auf, als Kuro ihn losließ. Der Wald beobachtete schweigend, wie die Eindringlinge in der Nacht verschwanden und ihre Gier von dem unsichtbaren Beschützer vereitelt wurde.
Kuro kehrte zu seinem Platz unter dem Torii-Tor zurück. Das schwache Leuchten des Herzens des Schreins spiegelte sich in seinen Augen. Der Bambushain war wieder still und der Wächter des Mitternachtsschreins verschwand wieder in den Schatten, eine Legende, die darauf wartete, erneut erzählt zu werden.